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Erforderliche Eigenschaften für Unternehmensgründer

Was wir mit den nachfolgenden Überlegungen beabsichtigen, ist lediglich eine Anregung zu geben zum Mindestmaß unternehmerischer Qualifikationen.

Fähigkeit als Generalist

Das Anforderungsprofil an einen Gründer, und das gilt nicht nur für einen Einzelunternehmer, ist in geprägt von unterschiedlichen Fähigkeiten und Kompetenzen. Obwohl wir seit langem die Vorzüge der Arbeitsteilung genießen, stellt der Gründer die Geschichte nahezu auf den Kopf. Er ist in der Regel Chef, Sekretärin, Lagerarbeiter, Buchhalter, Außendienstler, Kraftfahrer, Werbefachmann, Justitiar, Produktionsarbeiter und Dienstleister in einer Person. Trotz der wachsenden Möglichkeiten, andere Dienstleistungen einzukaufen und sich durch Outsourcing auf die eigene Kernkompetenz zu konzentrieren, gibt es eine natürliche Schallmauer.

Das unterscheidet den Existenzgründer von einer herkömmlichen Führungskraft, die sich der Vorzüge der Arbeitsteilung erfreuen kann. Untersuchungen haben ergeben, dass die wechselnden Anforderungen an den Gründer mit keiner anderen Berufsgruppe vergleichbar sind. Da die Tätigkeiten kaum normierbar sind, ist eine Vorbereitung auf die neuartigen Herausforderungen für den bisher im Angestelltenverhältnis Tätigen äußerst anspruchsvoll. Mit einer linearen Fortsetzung bisheriger Tätigkeiten ist es in der überwiegenden Anzahl der Gründungen nicht getan. In der Regel müssen über 50 % hinzu gelernt werden, damit der ehemals angestellte Spezialist sich als unternehmerischer Generalist behaupten kann.

Bereitschaft zur Verantwortung

Existenz kommt vom lateinischen Wort „existere“, hervortreten. Das heißt, die Gründung einer selbständigen Existenz hat immer auch etwas mit der Bereitschaft zu tun, Verantwortung zu übernehmen. Das wiederum ist nicht jedermanns Sache, wie wir wissen.

Was heißt es, Verantwortung zu übernehmen

„Verantwortung“ ist  historisch betrachtet ein zunächst nur in unmittelbarer Beziehung zur Rechtssprache stehender Begriff. Heute ist der Gebrauch des Wortes um soziale und moralische Dimensionen erweitert. 

Drei Aspekte sollen hervorgehoben werden, um die Relevanz für die Gründerpersönlichkeit zu unterstreichen:

Erstens:

Verantwortung bedeutet, für die Folgen eigenen Handelns einzustehen. Damit kommt es darauf an, vorauszudenken, man muss sich der Konsequenzen seines Verhaltens bewusst sein. Das erfordert Sachkenntnis über die Zusammenhänge der realen Welt. In einer hochkomplexen, schwer durchschaubaren Welt wird die notwendige Abschätzung der Folgen eigener Handlungen zunehmend schwieriger, die Last der Verantwortung nimmt zu.

Zweitens:

Verantwortung zielt in der Regel immer auf eine bestimmte Öffentlichkeit. Der Unternehmer ist eben herausgetreten aus der Masse der Angestellten, hat sich „den Hut aufgesetzt“ und muss sich nun in der Öffentlichkeit messen lassen. Sein Handeln wird gemessen an rechtlichen Grundsätzen, an öffentlichen Normen oder am eigenen Gewissen. Es findet ein Abgleich statt zwischen dem Erreichten und dem öffentlich Erklärtem oder Gewollten. Das kann z. B. erfolgen durch das richterliche Urteil, die Reaktion der Medien oder die Kritik von Mitarbeitern. In jedem Fall ist die Übernahme von Verantwortung aber reflexiv, das heißt, selbst wenn sich der Unternehmer nicht öffentlich verantworten muss, muss er es doch immer vor seinem eigenen Gewissen.

Drittens:

Die Wahrnehmung von Verantwortung impliziert immer die Möglichkeit, zwischen verschiedenen Handlungsweisen wählen zu können. Wenn der Unternehmer keine Einflussmöglichkeit besitzt, ist verantwortliches Handeln nicht möglich. Verantwortliches Handeln kann sich nur auf Dinge, Sachen oder Personen beziehen, über die der Handelnde Verfügungsgewalt hat. Die aber hat sich beim Unternehmer gegenüber dem Angestelltenverhältnis, beträchtlich erhöht. Hierin begründet sich die Last der Verantwortung für den Unternehmer, er muss täglich allein entscheiden. Damit ist auf eine weitere, für die Unternehmerpersönlichkeit sehr wichtige,  Fähigkeit verwiesen, nämlich entscheiden zu wollen und zu können.

Bereitschaft, zu entscheiden

Entscheiden ist ein anstrengender Prozess. Klug zu entscheiden bedeutet, Inhalte aus dem emotionalen Erfahrungsgedächtnis und bewusste Verstandestätigkeit miteinander zu koordinieren.

Was passiert eigentlich im Prozess des Entscheidens?

Zunächst nimmt der Mensch eine Bewertung verschiedener Handlungsoptionen vor. Hierbei geht es um ein Durchscannen  bereits vorliegender emotionaler Erfahrungen und einen Abgleich mit ähnlichen, bereits vorliegenden  Entscheidungsmustern emotionaler Erfahrungen. Erst danach tritt das kalkulierte Rechnen des wachen Verstandes ein und bewertet die Handlungsoption nach den Vor- und Nachteilen. Das unbewusste Körperbewusstsein wird häufig als emotionale Landkarte in unserem Körper bezeichnet.

In verschiedenen Tests konnte immer wieder nachgewiesen werden, dass die erste Bauchentscheidung die bessere war. Und doch gibt es bestimmte Regeln, die uns helfen, Entscheidungen zu treffen.

Ein Patentrezept gibt es allerdings nicht. Jeder Berater, der dem Gründer dies glauben machen möchte, ist entweder lebensfremd oder unseriös. Wer deshalb allerdings vor lauter Sorge um falsche Entscheidungen gar keine Entscheidung trifft, macht jedoch definitiv den noch größeren Fehler. Das Schwierige an Entscheidungsprozessen ist in der Regel die Begrenztheit der Information, fehlende Zeit der Prüfung oder einfach der Mangel an analogen Erfahrungssituationen.

In jedem Fall aber ist es die Unvorhersehbarkeit der Konsequenzen. Das wiederum macht aber auch den Reiz und die eigentliche Herausforderung der Selbständigkeit aus. Wer das nicht aushält, wird schwerlich als selbstständiger Unternehmer dauerhaft Erfolg haben können.

Bereitschaft zum Verkaufen

So trivial es klingen mag, ein Existenzgründer muss die unbedingte Bereitschaft mitbringen, verkaufen zu wollen. Wem der Kontakt mit den Kunden, das Anbieten von Waren oder Dienstleistungen missfällt, der sollte lieber Abstand nehmen von einer Gründung. Wie tief die Vorbehalte in breiten Kreisen der Bevölkerung verankert sind, zeigt die Formulierung, „Klinken zu putzen“ für die Kundenakquise. Einem weit verbreiteten Wunsch entsprechend sollen sich Waren von allein verkaufen. Dieses ist im besten Fall ein schöner Traum, zumeist jedoch ein gefährlicher Irrtum: Verkaufen ist harte Arbeit und erst durch den erfolgreichen Verkauf realisiert die Ware ihren Wert.

Dabei ist es nicht immer kompliziert, die Eigenschaften der Ware zu erläutern, die eigentliche Herausforderung besteht jedoch darin, auf den Kunden einzugehen, die Verkaufssituation zu analysieren und dem Kunden eine Lösung für sein Problem anzubieten. Dabei ist zudem nicht auszuschließen, dass der Kunde die Ware ablehnt. Auf 15 Versuche kommt im Mittel ein erfolgreicher Kaufabschluss – diese Stresssituation halten viele der Gründer nicht aus. 

Bereitschaft zum Risiko

-> Es gibt keine risikolose Unternehmung.

Häufig wird das Unternehmertum generell mit dem französischen Wort  „entrepeneur“ bezeichnet. Bezeichnenderweise stammt dieser Begriff aus der Militärgeschichte und bezeichnete das Aufklärungskommando eines kleinen Spähtrupps. Hier war also das Risiko von Anfang an vorgezeichnet. Um im Bild zu bleiben, damit wird auch deutlich, dass, wenn man nichts tut (also nicht die Lage aufklärt), in der Regel ein noch größeres Risiko besteht.

Es geht um die Erweiterung von Handlungsspielräumen, um das Erkennen und Wahrnehmen von Chancen und um die Beurteilung der Wahrscheinlichkeit des Eintretens bestimmter Ereignisse. Wer diese Herausforderungen nicht meistert, der wird es als Unternehmer schwer haben.

 

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