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Persönlichkeitsmodelle

Zu den ältesten Ansätzen, Persönlichkeit zu beschreiben, gehört der Versuch der Klassifikation von Menschen nach Typen. Die Zuordnung zu den Persönlichkeitstypen erlaubt dabei keine Abstufung. Die Typenlehre ist in der Alltagspsychologie besonders beliebt, da sie den sehr komplexen Prozess, andere Menschen zu verstehen und einzuschätzen, stark vereinfacht.

Zu den ersten historisch belegten Beispielen für eine Typenlehre gehört die antike Theorie der Körpersäfte nach Galenos. Die Menschen wurden je nach Temperament in Verbindung mit einer bestimmten Körperflüssigkeit gebracht. Unterteilt wurde in:

  1. Sanguiniker (Blut = heiter, aktiv, optimistisch, energetisch, nicht nachtragend)
  2. Choleriker (gelbe Galle = leicht erregbar, extrovertiert, jähzornig)
  3. Melancholiker (schwarze Galle = schwermütig, pessimistisch, introvertiert)
  4. Phlegmatiker (Schleim = passiv, langsam, träge) 

Diese Typen sind uns heute noch ein Begriff und umgangssprachlich fest verankert zur Beschreibung von Persönlichkeiten.

Sehr verbreitet, gerade im Kontext der Personalführung, ist das Fünf-Faktoren-Modell, auch genannt Big Five. Dieses Modell wird zum Beispiel bei Bewerbungstest eingesetzt. Es besteht aus fünf Dimensionen mit jeweils zwei Extrempolen. Jeder Mensch hat auf diesen fünf Persönlichkeitsdimensionen eine individuelle charakteristische Ausprägung. Die Big Five wurden entwickelt als Versuch, Struktur in alle möglichen Eigenschaften zu bringen, die eine Person aufweisen kann.

  1. Extraversion – gesprächig, energiegeladen und durchsetzungsfähig vs. ruhig, zurückhaltend und schüchtern
  2. Verträglichkeit – mitfühlend, freundlich und herzlich vs. kalt, streitsüchtig und unbarmherzig
  3. Gewissenhaftigkeit – organisiert, verantwortungsbewusst und vorsichtig vs. sorglos, leichtsinnig und verantwortungslos
  4. Neurotizismus – stabil, ruhig und zufrieden vs. ängstlich, instabil und launisch
  5. Offenheit für Erfahrungen – kreativ, intellektuell und offen vs. konservativ, konventionell und vorsichtig

Die Big Five werden mit Fragebögen erhoben, auf denen eine Person eine Einschätzung darüber abgibt, wie sehr die jeweiligen Aussagen auf sie zutreffen. Wie stark zum Beispiel ihre Offenheit für Erfahrungen oder auch ihr Neurotizismus ausgeprägt ist, zeigt sich in der Auswertung der Fragebögen.

Mit Abstand der am meisten beachtete Vertreter der psychodynamischen Theorien ist Sigmund Freud. Nach seinem Verständnis wird die Persönlichkeit durch den Einfluss von und den Umgang mit inneren Trieben bestimmt. Mit seinem Modell des Ich, Es und Über-Ich, das Triebe steuert, war er der Begründer der modernen Psychoanalyse. Er war überzeugt davon, dass jedes Verhalten eine Ursache in der Persönlichkeit des Menschen hat. Seiner Meinung nach passiert nichts zufällig, sondern hat eine Bedeutung, die zum Teil sehr tief verborgen in der jeweiligen Persönlichkeit liegt und mit der Vergangenheit der Person zusammenhängt.

Hierbei ist das Über-Ich die moralische Instanz der Persönlichkeit und orientiert sich an Regeln und Normen. Dies kann zu Konflikten mit dem Es führen – dies sind tief liegende Bedürfnisse, die oft unerlaubte Wünsche mit sich bringen. Das Ich ist der Vermittler zwischen beiden Instanzen und passt auf, dass die Persönlichkeit ihre Balance zwischen triebgesteuert (Es) und völlig angepasst (Über-Ich) findet. Für das mentale Training ist hier der Gedanke nützlich, dass es in einem Menschen verschiedene Anteile gibt. So existieren bei jedem Menschen individuelle Anteile, die motivieren, aber auch Anteile, die Vorsicht walten lassen. So stehen die inneren Anteile oft im Konflikt miteinander und hindern Menschen an erfolgreichem Handeln.

Lexikon | Persönlichkeitsmodell nach Freud

Persönlichkeitsmodell nach Freud 

Freud führte auch das Begriffspaar des Bewussten und des Unbewussten ein. Das Unbewusste ist für Freud ein Ort, an dem verdrängte Inhalte lagern und Triebe ohne unser Wissen wirksam sind. Das Unbewusste bestimmt unser Verhalten, ohne dass die wahren Gründe für unser Handeln bis zu unserem Bewusstsein vordringen. Er war der Überzeugung, dass der größte Teil unserer Seele wie bei einem Eisberg unter der Meeresoberfläche verborgen ist.

Auch im mentalen Coaching sind die Begriffe des Bewussten und des Unbewussten Arbeitsgegenstand. Manche Techniken des mentalen Trainings laden den Klienten ein, durch Entspannung tief in sich hineinzufühlen und so zum Beispiel Lösungen, Visionen oder Entscheidungen durch das sogenannte Bauchgefühl – das nichts Weiteres als das Unbewusste ist – hervorzurufen.

Moderne bzw. humanistische Ansichten der Psychologie nehmen mehr und mehr Abstand von solchen Modellen, die zu enge Einteilungen der Persönlichkeit vornehmen. Hier wird davon ausgegangen, dass jeder Mensch unterschiedliche Werte im Leben hat, nach denen er handelt, entscheidet und plant. Ein übergeordnetes Ziel ist dabei die individuelle Selbstverwirklichung. Ein anerkanntes Modell ist das der Work-Life-Balance. Hierbei wird anerkannt, dass der Mensch immer in unterschiedlichen Kontexten (Privatleben und Arbeit) agiert und jeweils unterschiedliche Werte hat, die er austarieren muss, um im Hinblick auf seine Selbstverwirklichung glücklich und erfolgreich zu sein. Diese Werte können konträr sein. So kann zum Beispiel ein Topmanager seinen Wert der Harmonie im Beruf nicht ausleben, da von ihm vielleicht eine knallharte Linie gefordert wird, wobei er ständig menschliche Konflikte in Kauf nehmen muss, um seinen Job und damit sich selbst zu verwirklichen. Daraus resultiert folglich eine innere Unzufriedenheit, die oft Gegenstand der Kunden von mentalem Training ist.

 

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